Darüber hinaus kann auch der Gemütszustand Stress Angst dazu führen dass sich die Reaktionszeit verlängert Zusätzlich spielen subjektive Faktoren wie z B Beobachtungsgabe eine Rol le Schnelles und sich ggf änderndes Verhalten erschwert das Durchlaufen des Prozesses und verringert die Erfolgsaussichten 3 ANWENDUNG AUF DEN NAHKAMPF BZW SELBSTVERTEI DIGUNGSKAMPF Wie oben herausgearbeitet ist die Reaktionszeit ein mitentschei dender Faktor für das Durchlaufen des Entscheidungsprozesses Da im Nahkampf Zeit Mangelware ist und schnelle Reaktionen gefragt sind müssen für die Selbstverteidigung Wege gefunden werden die den Bewertungs und Entscheidungsprozess ent scheidend verkürzen Es geht um das schnellere Durchlaufen der Loop im Verteidigungsfall im Idealfall erfolgt unter Umgehung der beiden Schritte Orientieren und Entscheiden unmittelbar nach der Beobachtung direkt die Handlung 3 1 SCHNELLERE REAKTION BEI BEKANNTEN SZENARIEN Ein schnelleres Durchlaufen des Prozesses ist immer dann mög lich wenn sowohl die jeweilige Beobachtung als auch die best mögliche Reaktion z B aufgrund einer bereits gemachten Erfahrung bekannt sind In diesem Fall brauchen die Schritte Orientieren und Entscheiden nicht durchlaufen zu werden weil die Reaktion unmittelbar und ohne Zeitverlust abgerufen werden kann Das bedeutet Training und Übung bestimmter An griffe und der entsprechenden Verteidigungsaktionen können zu schnelleren und oftmals auch guten Handlungen führen Allerdings ist es nahezu unmöglich für alle denkbaren Angriffs situationen die passgenaue Reaktion abzuspeichern Darüber hi naus gibt es in der Praxis auf einen bestimmten Angriff mehrere mögliche und unter Umständen gleich wirksame Reaktionen so dass der Schritt Entscheiden in der Regel nicht bzw nur bei strenger Beschränkung auf eine einzige Verteidigung umgangen wird Sind dem Verteidiger mehrere Verteidigungsvarianten be kannt wird die Zeit bei bewegten und schnellen Angriffen z B Schlägen Tritten für die richtige Reaktion bzw für überhaupt irgendeine Reaktion in der Regel nicht ausreichen Gut funktio niert das Einüben von bestimmten Verteidigungsreaktionen da gegen bei unbewegten Angriffen z B Würgen Umklammern weil diese Angriffe eher statisch sind und daher mehr Zeit für das Finden einer Verteidigungshandlung zur Verfügung steht 3 2 UNTERBRECHUNG DER ANGRIFFSHANDLUNG Bei näherer Betrachtung ist es gar nicht notwendig für die unter schiedlichsten Angriffsszenarien jeweils eine individuelle Kom plettantwort parat zu haben Nach dem oben Gesagten muss die Angriffshandlung lediglich unterbrochen werden damit der Angreifer seinerseits gezwungen wird die Situation neu zu erfas sen neu zu bewerten und eine Entscheidung zu treffen Dadurch entsteht bei dem Verteidigenden ein Zeitgewinn der für gezielte Folgeaktionen genutzt werden kann So wird der Verteidigende zum Angreifenden und erhält seinerseits die Chance den Angriff bis zum Ende durchführen zu können Der Vorteil einer solchen Vorgehensweise ist dass sich der Verteidigende zunächst nur auf die Unterbrechung der Angriffshandlung zu konzentrieren braucht danach kann er situationsbedingt weiterarbeiten Das bedeutet zum einen ein Mehr an Flexibilität und zum anderen wird das situationsbedingte und systematische Abarbeiten einer Verteidigungshandlung ermöglicht Ein weiterer Vorteil ist dass der Angriff und die Abwehr des Verteidigenden durch eine solche Vorgehensweise weitestgehend voneinander entkoppelt werden da die auf die Unterbrechungshandlung folgenden Aktionen des Verteidigenden nicht mehr von dem ursprünglichen Angriff son dern von der Situation nach der Eingangsbewegung abhängen Diese Methode kann noch weiter optimiert werden Wird mit Eingangsbewegungen gearbeitet die ein möglichst breites Spek trum von Angriffshandlungen neutralisieren reicht es aus wenn ein Angriff erkannt wird Weil keine differenziertere Beobachtung erforderlich ist wird der Zeitaufwand im Bereich Beobachten verringert Beinhaltet die Eingangsbewegung gleichzeitig auch ei nen Gegenangriff wird es für den Angreifenden fast unmöglich den Prozess neu zu durchlaufen und für den Verteidigenden ein facher die Folgehandlung erfolgreich zu beenden Durch immer gleiches schematisches Vorgehen und die Reduktion von Hand lungsoptionen können darüber hinaus auch die Bereiche Bewer ten und Entscheiden optimiert werden 3 3 AUCH EIN WEG DEM ANGRIFF ZUVORKOMMEN Es ist in der Regel derjenige erfolgreich dessen Handeln nicht un terbrochen wird Daraus ergibt sich dass der zuerst Handelnde zunächst im Vorteil ist Er gerät nicht in eine Verteidigungsloop sondern zwingt dem Angreifer eine auf Bei dieser Methode ist der Verteidigende gleichzeitig der Handelnde der Angreifende wird zum Verteidigenden und gerät ins Hintertreffen Die Frage ob ich agiere oder reagiere ist eine der Grundsatzent scheidungen die in jeder SV Situation zu treffen sind Haupt sächlicher Kritikpunkt an der Option Agieren ist die Konfor mität mit dem Notwehrrecht Zwar lässt das Gesetz auch eine Verteidigungshandlung gegen einen unmittelbar bevorstehenden Angriff zu wir bewegen uns aber immer auf dem schmalen Grat zwischen rechtlich zulässig und unzulässig wenn proaktiv zuerst agiert wird 4 FAZIT Schnelle Reaktionen sind neben dem technischen Können ein Hauptschlüssel für eine erfolgreiche Selbstverteidigung Das Au tomatisieren von Verteidigungstechniken ist nur ein bedingt probates Mittel und stößt vor allem bei bewegten und schnellen Angriffen an seine Grenzen Das gilt insbesondere dann wenn mehrere Reaktionen auf einen Angriff abgespeichert sind Erfolg versprechend sind dagegen das Arbeiten mit optimierten Ein gangsbewegungen und ein schematisches Vorgehen mit reduzier ten Handlungsoptionen bei der Anschlusshandlung 37t h e o r i e p r a x i s

Vorschau BI 76 epaper Seite 37
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